Mina, mint:pink Alumna von 2015, studiert Mensch-Computer-Interaktion im 2. Semester und Betriebswirtschaftslehre im 4. Semester
Moin, ich bin Mina, 21 Jahre alt und studiere im 2. Bachelorsemester Mensch-Computer-Interaktion und schreibe demnächst parallel meine Bachelorarbeit in der Betriebswirtschaftslehre im Bereich Marketing und Branding an der Universität Hamburg.
Mein bisheriger Weg
Wie ihr schon gelesen habt, studiere ich keine reine Naturwissenschaft. Auch sieht mein Lebenslauf nicht ganz klassisch für eine 21-Jährige aus. Mich interessieren die verschiedensten Dinge und ich stelle mich gerne neuen Herausforderungen. Darum habe ich immer wieder neue Sachen ausprobiert, habe Vieles wieder verworfen und insgesamt dadurch meine heutigen Interessen entdeckt. Zum einen absolviere ein Doppelstudium, bin Werkstudentin und in einem studentischen Verein tätig, gleichzeitig bin ich aber auch Studienabbrecherin, oftmals ein wenig überarbeitet und habe immer noch kein Hobby gefunden, was mich langfristig begeistert. Ich bin also keineswegs perfekt, habe aber schon viel erlebt und möchte euch deswegen in meinem kleinen Beitrag vor allem drei Sachen mitgeben: Seid ehrlich zu euch selbst, probiert immer neue Dinge aus und habt Vertrauen in euch.
Seid ehrlich zu euch selbst
Nach der Schule bin ich direkt ins Studium gestartet - Wirtschaftsmathematik an der Universität Hamburg. Der Studiengang ist so aufgebaut, dass man Mathematik wie die reinen Mathestudenten gelehrt bekommt und gleichzeitig kreuz und quer einige Vorlesungen von der BWL-Fakultät hört. Meine Intention war, die Mathematik, die mich schon immer interessiert hat, zu vertiefen und gleichzeitig noch eine ganz andere Perspektive zu erhalten. Mein Plan ist jedoch nicht ganz aufgegangen. Schnell musste ich feststellen, dass die Mathematik an der Universität ganz anders aufgebaut ist als an der Schule und dass ich zunehmend den Spaß daran verlor. Klar war mir bewusst, dass das Mathematikstudium hart sein würde und dass man sich schon manchmal dazu aufraffen müsste, das nächste Übungsblatt zu bearbeiten, aber die Realität war für mich persönlich auf eine ganz neue Art erschütternd. Ich erinnere mich noch gut daran, wie stolz meine Eltern und auch mein Umfeld reagiert hatte, als ich Ihnen von meinem Studienwunsch erzählt hatte. Auch daran, wie ich mir Gedanken darüber gemacht hatte, die nächsten drei Jahre zu überstehen und dann mithilfe von Praktika oder anderen Masterstudiengängen mehr etwas zu machen, was mich tatsächlich interessiert. Aber seien wir ganz ehrlich, wer möchte schon drei (womöglich vier) Jahre etwas studieren, was man sich gar nicht richtig vorstellen kann. Als jemand, der bisher nie große Probleme in der Schule hatte, musste ich mir entsprechend selbst eingestehen, dass das nicht mein Weg sein würde und dass ich mich umorientieren musste. Damit möchte ich gar nicht ausdrücken, dass das Mathematikstudium schrecklich sei, es ist nur einfach speziell und man muss ein großes Commitment eingehen, wenn man da durch möchte, wozu ich nicht bereit war. Ich musste also früh lernen, dass es bei der Studienwahl besonders wichtig ist, auf seine eigenen Gedanken zu hören und sich ein wenig von den Wünschen der Eltern und Lehrer zu lösen und selbst seinen Weg zu finden und dabei immer ehrlich zu sich selbst zu sein. Schließlich sollte die Studienzeit eigentlich eine Zeit sein, in der man sich auf Dinge spezialisiert, die einen wirklich interessieren, anstatt sich mit etwas zu beschäftigen, was das beste Ansehen hat oder besonders gute Berufsaussichten liefert.
Ausprobieren
Damit wären wir auch schon am nächsten Punkt, dem Ausprobieren. Nun stand ich also da, 19 Jahre alt, wollte mein Studium nach einem Semester abbrechen und wusste gleich noch nicht genau, wie meine Alternative aussehen sollte. Also überlegte ich mir, was mir bisher am meisten Spaß gebracht hatte oder wo ich mehr drüber wissen wollte. Nach einigem Grübeln, sowie mehreren Gesprächen mit Profs und Freunden wurde mir immer bewusster, dass ich mehr über die Wirtschaft wissen wollte. Also beschloss ich an der Universität Hamburg BWL zu studieren. Irgendwie war mir das aber noch nicht genug und ich schaute mich nach weiteren Digen um, wie man als Studentin noch mehr erleben konnte und vielleicht auch praktische Erfahrung sammeln kann. Ganz zufällig stieß ich dabei auf einen studentischen Verein, bei dem man neben vielen neuen Kontakten auch die Möglichkeit bekommt, Projekte bei echten Unternehmen durchzuführen und nebenbei Fähigkeiten, wie Recherchieren oder Präsentieren ausbauen kann. Dort habe ich gelernt, was mir wichtig ist, was für Verantwortlichkeiten ich später im Job gerne übernehmen würde und dadurch auch die Möglichkeit bekommen, in anschließenden Werkstudentenjobs neue Branchen kennen zu lernen. Auch habe ich realisiert, dass mir nur die reine wirtschaftliche Perspektive nicht reicht und durch Gespräche und eigene Recherchen bin ich auf den Studiengang Mensch-Computer-Interaktion gestoßen. Eine Mischung aus Informatik und Psychologie, zwei Fächer, die ich schon zu Schulzeiten immer spannend fand, die es aber einzeln aus mehreren Gründen nicht in meine primäre Studienwahl geschafft hatten. Scheut euch also nicht, während eures Studiums ein wenig nach links und rechts zu schauen und auf dem Weg neue Dinge auszuprobieren – klar wird nicht alles auf Anhieb funktionieren, aber je früher ihr euch in unterschiedlichen Situationen ausprobiert, desto wahrscheinlicher wird es, dass ihr am Ende des Studiums schon eine viel konkretere Perspektive habt.
Habt Vertrauen in euch
Für mich ging die Reise schlussendlich doch wieder zurück zu den Naturwissenschaften und da bin ich mehr als glücklich drüber. Natürlich ist es jetzt naheliegend, sich zu fragen, weshalb ich nicht direkt MCI als Studienfach in Erwägung gezogen habe. – Die Antwort ist recht einfach: Ich hatte das Gefühl, dass ich nicht gut genug dafür sei, Informatik zu studieren. In der Schulzeit hatten ich das Glück Informatikunterricht zu bekommen, allerdings wurde das sehr theoretisch und unverständlich erklärt, dass schon nach der dritten Stunde nur die Hobby-Programmierer den Inhalten folgen konnten. Letztendlich haben mich aber vor allem die Erzählungen von anderen Informatikstudenten, die ich mit der Zeit kennengelernt hatte, davon überzeugt, dass ich mich für das Fach extrem begeistern kann und mehr darüber wissen wollte. Wirtschaft war mir weiterhin wichtig und hatte mich auch nicht ganz ausgelastet, weshalb ich mich dann für ein Doppelstudium entschieden habe.
Pläne ändern sich also und, nur weil man in dem einen Moment für die eine Sache entscheidet, heißt das nicht, dass das man „schlecht“ ist, wenn man von diesem Weg abkommt und etwas Anderem nachgeht. Die ganze Studienzeit ist ein großer Prozess, indem man seine Grenzen austestet, Fehler macht, aus denen lernt und so immer mehr herausfindet, was man wirklich gerne macht. Scheut euch also nicht, neue Dinge auszuprobieren und eure Stärken, Schwächen und Interessen in neuen Situationen herauszufinden.
Warum mint:pink also so wichtig ist
Was mir damals und auch jetzt so sehr an mint:pink gefällt ist, dass man in einer kurzen Zeit extrem viele spannende Frauen und ihre Berufe kennenlernt. Sie alle teilen nicht nur ihre Begeisterung für die Naturwissenschaften, sondern zeigen darüber hinaus, dass man über die verschiedensten Routen alles erreichen kann, was man möchte.
Laura, mint:pink Alumna von 2014, studiert Physik im 2. Mastersemester
Hi, ich bin Laura, 21 Jahre alt und studiere im zweiten Mastersemester Physik hier an der Uni Hamburg. Mein Schwerpunkt ist die medizinische Physik und ich arbeite im Nebenjob in der Radioonkologie am UKE.
Mein großer Traum
Das Physikstudium war für mich schon immer ein großer Traum. Ich bin wohl eine von wenigen, die mit neun Jahren schon Physikerin werden wollte. Zugegebenermaßen wusste ich damals noch gar nicht so genau, was Physik überhaupt ist, und noch viel weniger, was ein Physiker tatsächlich macht. Erst in der 7. Klasse im Gymnasium habe ich dann die ersten Erfahrungen mit Physik gemacht und ich muss ganz ehrlich zugeben, wirklich begeistert haben mich die ersten Stunden meines Physikunterrichts nicht. Die ersten Lichtblicke gab es, als ich in die Physik AG meiner Schule eingetreten bin. Dort haben wir viel experimentiert und uns selbst unsere Aufgaben gesucht, wie zum Beispiel die Teilnahme am Zero Emission Wettbewerb von EON, bei dem wir das ein oder andere brennstoffzellengetriebene Boot an den Start gebracht haben oder eine solar betriebenen Wasseraufbereitungsanlage gebaut haben. Das besondere waren aber nie die Preise bei den Wettbewerben, sondern das Arbeiten im Team mit Gleichgesinnten, gemeinsam bis spät in der Schule hocken, diskutieren und ausprobieren bis die optimale Lösung gefunden war. Aber klar auch da hatte ich immer noch nicht wirklich viel Ahnung, was ein Physiker so treibt… Daher möchte ich euch noch von zwei weiteren Erlebnissen berichten, die maßgeblich für meine Studienwahl waren.
Quantenphysik am DESY
Zum einen durfte ich damals genauso wie ihr an mint:pink teilnehmen. Ich war damals im allerersten Jahrgang von mint:pink und hatte die Möglichkeit, viele unterschiedliche Unternehmen zu besuchen und spannende Persönlichkeiten kennenzulernen. Ein Programmtag ist mir aber noch besonders in Erinnerung geblieben, und zwar waren wir im Schülerlabor am DESY und eine Physikstudentin führte mit uns den Franz-Hertz-Versuch durch. Das hat mich echt sehr beeindruckt, als ich verstanden hatte, dass wir da tatsächlich ein bisschen Quantenphysik beobachten konnten. Das zweite Erlebnis war meine Teilnahme am German Young Physicists Tournament. Bei diesem Wettbewerb forscht man an einem bisher ungelösten Problem, dass man zum Abschluss dann auf eine Konferenz vorstellt, diskutiert und seine Ergebnisse gegenüber anderen verteidigt.
Ganz schön sozial
Und damit sind wir auch schon bei dem springenden Punkt, der für mich die Physik zu so einem wunderbaren Fach macht. Anders als viele denken, ist das Physikstudium
ein ganz schön soziales Studium. Schon von Beginn an wurde uns Studenten klar gemacht, dieses Studium kann man nur im Team bestehen. Die Physik und wahrscheinlich auch jede andere
Naturwissenschaft lebt vom Austausch und vom Diskurs. Anstatt allein an meinem Schreibtisch zu sitzen, bestand mein bisheriges Studium zum großen Teil daraus, mich mit Kommilitonen zusammen zu
setzen, gemeinsam Probleme zu lösen und bis spät abends über die Vorlesungsinhalte zu diskutieren.
Tipps fürs Studium
Natürlich muss man sich bewusst sein, dass das Physikstudium wirklich ein anspruchsvolles Studium ist, welches viel von einem abverlangt. Auch bei mir gab es immer wieder Momente, in denen ich
mich gefragt habe, wofür mache ich das eigentlich. Daher möchte ich euch drei Dinge nennen, die mir geholfen haben, trotzdem mein Ziel weiterzuverfolgen: Zunächst einmal eine gute Lerngruppe, die hinter einem steht, aber in der man auch lernt, dass man nicht allein mit solchen Gedanken ist. Zum zweiten
einen Studentenjob, der zum eigenen Studienfach passt. Viele Professoren bieten Stellen für Studenten an, bei denen man die Möglichkeit hat, Erfahrungen zu sammeln und in echten Forschungsgruppen
mitzuarbeiten. Ich habe zum Beispiel während des gesamten Bachelors in einer Arbeitsgruppe am DESY gearbeitet. Dort habe ich viel gelernt, wurde aber auch immer wieder dran erinnert, wo ich
vielleicht einmal mit meinem Studium hin möchte. Der letzte Punkt, der mir geholfen hat, war genügend Ausgleich. Das Physikstudium ist ein sehr kopflastiges Studium und manchmal kommt man einfach
aus dem Denken nicht raus. Da hilft es einen Ausgleich zu haben, bei dem man wirklich den Kopf einmal frei machen kann. Mir helfen da zum Beispiel Sport oder mein Engagement bei den
Pfadfindern.
Traut euch euren Interessen zu folgen und, wenn es mal etwas gibt, was euch nicht so sehr interessiert, stellt euch vor Augen, welche spannenden Dinge ihr einmal
machen könnt, wenn ihr damit durch seid. Nehmt so viele Angebote mit, wie ihr könnt. Seien es Angebote in der Schule, mint:pink oder auch im Studium. So könnt ihr für euch am besten herausfinden,
wofür ihr brennt, oder wofür vielleicht auch einfach nicht. Und zu guter Letzt lasst euch nicht von falschen Klischees verunsichern. Überzeugt euch lieber selbst davon, wie wenig davon eigentlich
der Wahrheit entspricht!
Susan, mint:pink Alumna von 2015, studiert Medizintechnik im 5. Semester
mint:pink war meine Freifahrt in die Technikwelt
Vor fünf Jahren war ich selbst mint: pink-Teilnehmerin und wahrscheinlich genauso ahnungslos von der MINT-Welt wie Ihr. In der neunten Klasse habe ich mich nicht mit Technik beschäftigt. Weder Physik noch Mathe waren meine Lieblingsfächer. Mit Physik konnte ich nichts anfangen, Mathe war ein elendiges Muss und Informatik? Ich war ohnehin mit meinem eigenen Bildschirm überfordert, da kam das Programmieren nicht infrage. Das einzige naturwissenschaftliche Fach, in dem ich mithalten konnte, war Chemie. Letztendlich nahm ich an mint:pink teil, weil es spannend klang. Es war eine Möglichkeit, der Schulbank zu entfliehen, und nicht, da bin ich ehrlich, weil ich mich für Technik interessierte. Gleich an meinem ersten Programmtag fiel ein Wort, das mir unbekannt war. Medizintechnik war ein Bereich, von dem ich nicht mal wusste, dass er existierte - heute aber studiere ich es. In den fünf Programmtagen habe ich nicht nur neue Interessen entwickelt, sondern viel von der Berufswelt mitbekommen. Es hat Spaß gemacht mit unserer kleinen Mädchengruppe, in neue Welten einzutauchen. Am Anfang unserer Reise haben wir alle einen Ordner bekommen. Den habe ich heute noch!
Zweifeln gehört dazu
mint:pink hat mich nicht zum Technikgenie gemacht. Meine bittere Wahrheit war, dass ich immer noch schlecht in Physik war. Obwohl in den Programmtagen so viel Interessantes gezeigt wurde, waren die Schulthemen für mich langweilig und machten mir kein Spaß. Wenn man im Unterricht sitzt und sieht, dass jemand schneller auf die Antwort kommt, besser das Thema versteht oder kluge Fragen stellt, denkt man gleich, man sei nicht für das Fachgebiet geeignet. Dann stellt man sich selbst in Frage. In der zehnten Klasse habe ich mich deshalb gegen ein Physikprofil entschieden, aber für ein Chemieprofil.
Nach mint:pink verlor ich die Technik aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn
Nach meinem Abitur habe ich ein halbes Jahr Pause gemacht. In dieser Zeit habe ich mir nicht nur Gedanken über meine Zukunft gemacht, sondern auch bemerkt, dass ich wieder lernen wollte. Ich wollte studieren, aber schwieriger zu beantworten war: Was? Rein zufällig bin ich auf den Studiengang „Medizintechnik“ gestoßen. Ich erinnere mich bis heute gut an meinen ersten Programmtag und das Interesse, das ich während des Vortrages entwickelte. Es hat mich bestärkt, weiter mit dem Gedanken zu spielen, doch etwas Technisches zu studieren. Ein Blick auf die Module schreckte mich jedoch ab: So viel Physik und Mathe. Es schwang von Anfang an immer ein bisschen Angst mit. Was ist, wenn mir das zu schwer wird? Was, wenn ich es anfange und es mir überhaupt kein Spaß macht? In der Schulzeit zweifelte ich oft an mein Können. Aber ich hatte es satt, immer nur über die Risiken nachzudenken. Man sollte seinen Zweifeln nicht aus dem Weg gehen, sondern sie gleich konfrontieren. Und das habe ich gemacht. Ich habe mich beworben. Heute befinde ich mich im fünften Semester meines Medizintechnikstudiums und könnte nicht zufriedener sein. Schon an meinem ersten Uni-Tag wurde ich mit Physik, Mathe und Informatik konfrontiert. Aber ganz im Gegensatz zur Schule hat es plötzlich Sinn ergeben, was ich lernte und vor allem warum. Das, was in Mathe gerade noch Theorie war, fand in einem anderen Fach seine Anwendung. Im Studium beginnt man von Null und ab diesem Moment war ich dabei. Jetzt muss ich mich im Rahmen meines Studiums für einen Schwerpunkt entscheiden: Von Implantaten bis hin zur Softwaretechnik ist alles dabei.
Natürlich hatte ich während des Studiums schwierige Momente. Aber das ist okay. Oft ist es nur eine Phase. Dann mache ich die Augen zu und laufe weiter.